Ein Rückblick von Sibylle Tauschel.
Pünktlich am 24.12.2018 erblickten unsere Welpen das Licht der Welt. Doch bis es zu diesem großen Ereignis kam passierte zuvor noch ganz viel.
Im Frühjahr desselben Jahres fuhr ich zur Zuchtzulassung und zum Züchterseminar nach Mechernich.
Der gut organisierte 1. Wäller-Club Deutschland e.V. hatte ein straffes Programm zusammengestellt. Im Seminar wurde alles besprochen was einen zukünftigen Züchter erwarten könnte. Vom Deckakt über Trächtigkeit, Vererbung, Geburt, Aufzucht der Welpen, Interessentenbetreuung u.v.m. Zum Nachlesen bekam ich eine Züchtermappe mit.
Es blieb keine Frage offen, alles konnte geklärt werden. Nach diesem Tag folgte die Wesensprüfung auf dem Hundeplatz. Den ganzen Tag wurde geprüft gemessen und sorgfältig abgewogen. Trotz meiner Nervosität haben wir bestanden, was mich sehr glücklich machte. Oxana war ja schon 4 Jahre alt und für eine erneute Vorstellung zu alt.
Nun konnte es losgehen. Ich meldete mein Zuchtvorhaben an und bekam drei Wäller Rüden als mögliche Deckpartner vorgeschlagen.
Ausschlaggebend für die Auswahl der Rüden ist, dass keinerlei Verwandtschaft vorhanden sein darf. MDR1 und Merle Faktor spielen ebenso eine große Rolle. Monika Oberbeck leistet da seit Jahren hervorragende Arbeit.
Ich entschied mich für Aljoscha, einem souveränen, gut erzogenen Rüden von Regine und Jürgen Janski.
Bei der nächsten Läufigkeit im Herbst waren die Beiden zufällig mit Aljoscha ganz in der Nähe im Schwarzwald. Nach ein wenig Urlaubsverlängerung am Bodensee deckte Aljoscha Oxana überraschend an zwei darauffolgenden Tagen. Sie waren eigentlich schon zur Abreise bereit, da Oxana ihn nicht an sich ranließ. Beim Abschiedsspaziergang war wohl der richtige Zeitpunkt gekommen und sie animierte ihn freudig. So war der Platz etwas spontan bei einer Obstplantage.
In der Zwischenzeit hat unser Sohn Tim die Homepage unserer Zuchtstätte gestaltet und die ersten Interessenten wurden von der Welpenvermittlung zu uns weitergeleitet. Auch Silke Dreher und Ellen Kuchenbaur vom Wäller-Club vermittelten mir zwei zukünftige Welpenkäufer.
Wir besorgten Holz für die Wurfkiste und den Auslauf in unserer Wohnküche. Tim baute alles selbstständig und wir freuten uns zunehmend auf die Welpen.
Oxana entwickelte mächtig Appetit. Ich musste mich sehr zurücknehmen, um ihr in ihrem Verlangen nicht nachzugeben, denn ich wollte ihr die anstrengende Geburt nicht durch zusätzliches Übergewicht erschweren.
Beim Züchterseminar wurde mir von den erfahrenden Züchtern angeboten, dass ich sie gerne bei Fragen anrufen dürfte, was ich auch immer wieder tat. Des Weiteren stand mir meine Züchterin Conny Kohler als Zuchtpatin zur Verfügung. Das ist ein tolles Angebot, dass ich jeden Erstzüchter nur empfehlen kann. Erfahrung kann von keinem Buch ersetzt werden!
Die letzten Spaziergänge vor der Geburt waren recht mühsam und ungewohnt langsam. Die Vorwehen begannen 1,5 Tage vor der Geburt. Sie lag ganz apathisch, hechelnd auf dem Bett vom Tim. Ich begann mir Sorgen zu machen. Sie ging nur kurz in den Garten zu ihren Ausgrabungsstellen um die Höhlen zu erweitern. Zum Glück haben wir einen so großen Garten. Entsprechend dreckig kam sie wieder rein. Mit viel Mühe bugsierten wir sie bei den ersten Presswehen, dreckig wie sie war, in die frisch gemachte Wurfbox.
Es war am Morgen des 24. 12. alle waren zu Hause und durften dabei sein. Ich nahm den ersten Welpen samt Fruchtblase entgegen. Diese platzte doch Oxana, ja noch unerfahren, schnupperte und das war´s. Ich streichelte den Welpen bis er sich regte und hielt ihn Oxana hin, daraufhin begann sie ihn erst zart, dann kräftig mit der Zunge zu putzen. Daraufhin begann er zu atmen. Dem taten wir gleich! Nachdem alles ok schien, wogen wir ihn und schauten nach dem Geschlecht, welches Susan auf ein vorbereites Blatt Papier schrieb. Das machten wir direkt in Oxanas Augenhöhe, damit sie alles mitbekam und nicht ihre Wurfkiste verlies. Kurzes Anlegen an eine Zitze, dann kam auch schon die nächste Presswehe. Schnell den Welpen auf das Wärmebett, damit er nicht auskühlte.
Dazwischen das gröbste an Fruchtwasser und Blut wegputzen. So kamen sie alle 20 bis 30 Minuten nacheinander auf die Welt. Ohne meinen Mann, meine zwei Kinder, die mich tatkräftig und ruhig unterstützten, wäre die Geburt nicht so ruhig abgelaufen.
Oxana wurde von Welpe zu Welpe fixer mit dem sauber machen und dem aufnehmen der Nachgeburt. So musste ich mich beeilen, beim Abnabeln die Finger zwischen Welpen und ihren Zähnen zu bekommen. Ruck zuck zu kurz abgenabelt, und es hörte nicht auf zu bluten. Aber auch das bekamen wir in den Griff.
Am späten Nachmittag konnten wir eine gesäuberte Hündin mit Welpen beim Säugen beobachten.
An diesem Heiligabend gab es nur eine Suppe aber das störte niemand.
Die darauffolgenden Tage waren nicht weniger aufregend. Ich schlief neben der Wurfkiste, half den Welpen einen Platz an der Milchbar zu finden. Zählte immer wieder alle Welpen durch und schaute, wenn eines schrie. Manchmal hatte es sich nur in der Wurfkiste verirrt. Trotzdem konnte ich es nicht verhindern, dass ein kräftiges Mädel erdrückt wurde. Ich fand es leblos früh morgens unter ihrem Rücken. Das war ein Schock für uns Beide. Sie begriff sofort was passiert war. Sobald eines quietschte sprang sie panisch auf, welches die Gefahr des Erdrückens durch ihre Pfoten nicht minderte. Mit viel Einsatz, Nachtschichten, die wir unter der Familie aufteilten, schafften wir die ersten Tage bis sich Oxana beruhigte und die Welpen mobiler wurden.
Auch wir kamen wieder zu Schlaf. Auch in dieser schwierigen Phase bekam ich Rückhalt vom Club und keinerlei Kritik. Das war sehr schön.
Natürlich kam zwischendrin die Tierärztin, ich machte die Wurfmeldung, jeden Tag Welpen wiegen, schauen dass alle Welpen an die Zitzen konnten und nicht nur die Kräftigsten. Welpenbett frisch machen, Bilder machen und damit die Homepage füttern, E-Mails beantworten und ganz viel Zeit mit den Welpen verbringen. Es wird einem nicht langweilig.
Dann öffnen sich die Augen und Ohren und wir kommen kaum noch von der Wurfkiste weg. Wir vergrößern den Auslauf, Spielzeug, Geräusche, nach und nach wollen wir die Welpen bis zur Abgabe Umweltsicher machen. Staubsaugen, bohren am Auslauf, Knitterfolie, Ausflüge, Autotraining, Regenschirm, in der Dusche auf Erkundungstour gehen und Füße duschen üben und vieles mehr.
Nach drei Wochen Muttermilch, durften wir mit dem Zufüttern beginnen und Oxana damit etwas entlasten. Gleichzeitig das erste Nägel schneiden, 8 mal 20 plus bei einigen die doppelte Wolfskralle. Bloß nicht zu tief schneiden- puh.
Nach 4 Wochen ist es soweit, erste Besuche von Fremde, Kindern, Freunde. Nebenbei ganz viel füttern, waschen, Pipi weg machen. Nachts musste ich mit Oxana zweimal raus, da sie durch die häufige Fütterung kuhfladenartige Hundehaufen hatte, die sie bis morgens nicht verheben konnte. Das war besonders schön bei minus Graden. Danach war ich dann hinterher immer noch eine Weile wach bis sie mich wieder weckte.
Es ist wirklich ein Vollzeitjob, der mich sehr gefordert hat. Gleichzeitig hat er mir so viel Freude bereitet, wie kein anderer Job zuvor. Es ist einfach nur schön so was erleben zu dürfen.
Was mir sehr viel Zeit ersparte war, das Angebot von Stefan Kühl. Er fertigte die Welpenmappen, sodass ich ihm lediglich die erforderlichen Daten und Bilder der Welpen schicken musste. Alles andere erledigte er. So konnte ich mich voll auf den Rest konzentrieren.
Anfang der 8. Woche wurden die Welpen geimpft und gechippt und ein paar Tage drauf bekam ich den Besuch von Silke Dreher, Ellen Kuchenbaur, Birgit Weeber sowie ihrer Tochter Lea von der Wurfabnahme unseres Vereins. Sie nahmen sich den ganzen Tag Zeit um die Welpen von ihrem Wesen her einzuschätzen. Das wurde einzeln an einem, für die Welpen fremden Ort ohne mein Beisein, getestet. Des Weiteren wurde nach dem Gesundheitszustand geschaut und auch meine Zuchtstätte wurde geprüft. Ich freute mich, dass ich den hohen Anforderungen des Clubs gerecht wurde und Ihnen einen gut geprägten und gesunden Wurf zeigen konnte.
Besonders fand ich den Kontakt zu den Menschen, die einen Welpen von mir bekommen haben. Tolle Besitzer haben mich gefunden, denen ich gerne einen Welpen gegeben habe, wenn auch unter Tränen. Es fiel mir nicht leicht, sie nach 8 bis 9 Wochen abzugeben, auch wenn es Zeit für einen Wechsel in ein neues Umfeld wurde. Da half nur die Flucht in den geplanten Winterurlaub nach Abgabe des letzten Welpen.
Doch sie sind zwar aus dem Haus aber nicht aus den Augen. Wir haben einen regen Austausch über eine WhatsApp Gruppe. Zum Wäller-Treffen kamen 3, ebenso zur Junghundebegutachtung. Ich selbst habe ein Welpentreffen nach 9 Monaten organisiert. An diesem kamen alle 8 Welpen mit Familien. Letztlich habe ich einen Spaziergang am Bodensee angeboten. Bilder dazu auf unserer Homepage unter News. Sie entwickeln sich prächtig und ich bin mächtig stolz auf meine Hündin und die neuen Besitzer, die ihnen ein tolles Zuhause bieten.
Inzwischen geht es weiter, denn eines steht fest: das war nicht mein letzter Wurf. Wenn alles klappt bekommen wir von Oxana 2020 einen Sommerwurf.